23.11
2015

So meistern Eltern die Hausaufgaben – Teil 3

7. Geben Sie Ihrem Kind die Chance, sich selbst zu entdecken.

Wenn Eltern zu sehr in die Hausaufgaben eingreifen, werden die Kinder nur noch zu Handlagern und führen die Anweisungen der Eltern aus. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Aussagen/Anweisungen der Eltern häufig denen der Lehrer widersprechen. Dann wird diskutiert: „Aber Frau Meiers hat gesagt …! Das verunsichert Kinder eher, als das es hilft und der Streit ist schon vorprogrammiert. Wissenschaftler der University of Oviedo haben in der Studie herausgefunden, dass es besonders wichtig ist, dass Kinder beim Lernen allein sind, ihre Fehler selbst erkennen bzw. entdecken und selbst Erfahrungen zum Umgang mit Frust oder Motivationsproblemen lernen (Die Welt, 27.03.15). Gerade das „Fehler machen“ ist ein wichtiges Lerninstrument. Aus Fehlern lernt man, heißt es so schön und da ist etwas Wahres dran. Kinder gehen in die Schule um Dinge zu lernen, die sie noch nicht wissen. Das man mal etwas falsch macht, ist dabei ganz natürlich. Fehler bieten Potenzial sich weiter zu entwickeln und tiefer in den Lernstoff einzutauchen. Natürlich ist es wichtig und gut, dass Sie für den passenden und erforderlichen Rahmen sorgen. Sie können dazu beitragen, dass Ablenkungen von außen, wie die Türklingel oder Telefonate für die Zeit der Hausaufgaben ausgeschaltet werden.

Überlegen Sie zusammen mit Ihrem Kind, wie es selbst mit mehr Spaß und Spielcharakter die Hausaufgaben erledigen kann. Regen Sie Ihr Kind an, neue Lernstrategien auszuprobieren und sich und das eigene Lernverhalten zu verstehen.

 

8. Sorgen Sie für ein angenehmes Ambiente

Ruhe, ein passender, störungsfreier Raum, die geeignete Zeit…Welche dieser Faktoren können noch optimiert werden? Gibt es einen Hausaufgabenplan oder wird ziellos alles kreuz und quer abgearbeitet?

Beobachten Sie die äußeren Gegebenheiten bei der Hausaufgabenbearbeitung. Ist Ihr Kind zu der Tageszeit bei Hausaufgabenbearbeitung vielleicht zu müde, um effektiv zu lernen? Macht Ihr Kind die Hausaufgaben immer kurz vor dem Schlafengehen? Werden die Hausaufgaben im Wohn-, Esszimmer erledigt und herrscht dort Unruhe oder sind viele Ablenkungen vorhanden? Machen Sie sich mit den Umständen vertraut und schaffen Sie geeignete Ausgangsbedingungen für eine stressfreie Lernumgebung.

Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, wie die optimale Lernbedingungen sein sollen. Das fängt bei einer passenden Lernzeit an. Wann ist Ihr Kind besonders aufnahmefähig und vor allem bereit, sich an die Hausaufgaben zu setzen? Wie sieht eine Atmosphäre/ein Arbeitsplatz aus, an dem sich Ihr Kind wohlfühlt und gut konzentrieren kann?

 

9. Machen Sie Ihr Kind selbstständig! Es trägt selbst die Konsequenzen.

Wenn Sie Ihrem Kind dauernd bei den Hausaufgaben helfen, vergiften sie die Beziehung zu ihrem Kind und fördern leider auch dessen Versagensängste, so Manfred Felten[1] (Zeit Online, 13.05.2013). Abgesehen davon, dass Sie den Lernstoff auch noch anders erklären als der Lehrer und damit bei Ihrem Kind total Verwirrung herrufen. Ihr Kind entwickelt ein Gefühl von  „‘Ohne Hilfe komme ich nicht voran!“ – und erschwert ihm das Erlebnis „Das hab’ ich ganz alleine geschafft!“‘, sagt Felten (ebd.). Ein Kind sollte Selbstvertrauen, Verantwortung und Experimentierfreude entwickeln. Auch eine Art Frustrationstoleranz ist wichtig: Kinder müssen lernen Fehler zu machen und daran nicht zu verzweifeln, sondern einen neuen Anlauf zu machen.

Was haben Sie bisher getan, damit Ihr Kind selbstständiger wird? Überlassen Sie Ihrem Kind die Verantwortung. Es wird in der Schule die Konsequenzen bemerken, wenn die Lehrer mit der Qualität der Hausaufgaben nicht zufrieden sind. Fragen Sie Ihr Kind, wann und wie es die Hausaufgaben machen will.

Viele Eltern scheuen das Thema Hausaufgaben und haben ein Interesse an der Abschaffung. Oft wird dabei nicht am Sinn der Hausaufgaben gezweifelt – es fehlt einfach die Zeit sich damit zu beschäftigen. (Die Welt, 12.08.15)

Die Angst von berufstätigen Eltern, die weniger Zeit für die Hausaufgaben-Betreuung haben, dass andere Kinder besser in der Schule sein könnten ist dabei besonders groß. Dabei spielt weniger die Betreuungszeit der Eltern eine Rolle, als das selbständige Bearbeiten durch das Kind. Hausaufgaben zu kontrollieren ist Sache der Schule. Soll ich meinem Kind bei den Hausaufgaben helfen? „Kümmern ja, helfen nur selten!“ sagt auch Michael Felten. (Die Zeit, 13.05.2013)

 

10. Nehmen Sie es leichter!

Viele Eltern machen Hausaufgaben zu Ihrem eigenen Thema. Neulich sah ich, wie eine Mutter Ihr Kind aus der Schule abholte. Bereits in der Schule riss Sie den Ranzen des Kindes auf, holte das Hausaufgabenheft heraus und sagte: „Ich muss erst einmal sehen, was wir zu tun haben. Danach schauen wir ob ich noch mit dir zum reiten kann.“ …

Ein Ziel zu erreichen heißt manchmal auch, die Leinen loszulassen – so schwer das auch fällt. „Schule ist ja nicht unser Beruf, sondern der unserer Kinder – also sind Hausaufgaben zunächst einmal deren Sache.“ (Die Zeit, 13.05.13)

Vertrauen haben, Rahmenbedingungen schaffen und Unterstützung leisten – das können Eltern Ihren Kindern anbieten. Den Rest des Weges muss Ihr Kind alleine bestreiten…

 

[1] Manfred Felten ist  Gymnasiallehrer und Autor mehrerer Erziehungsratgeber.